[ BEITRAG ]

Scheinselbstständigkeit

Scheinselbstständigkeit ist ein Begriff, der insbe­sondere für Arbeitgeber von großer Bedeutung ist. Hierbei handelt es sich um eine Situation, in der eine Person offiziell als Selbstständiger auftritt, jedoch tatsächlich wie ein Angestellter tätig ist. Diese Praxis kann sowohl für den Auftraggeber als auch für den Auftragnehmer erheb­liche recht­liche und finan­zielle Konsequenzen haben. Für Arbeitgeber ist es entscheidend, die Kriterien zur Erkennung von Scheinselbstständigkeit zu kennen und entspre­chende Maßnahmen zu ergreifen, um Risiken zu minimieren.

Kriterien der Scheinselbstständigkeit

Scheinselbstständigkeit liegt vor, wenn jemand als Selbstständiger auftritt, aber tatsächlich wie ein Arbeitnehmer tätig ist. Im Abschnitt zur Definition und Bedeutung erfahren Sie mehr über die grund­le­gende Problematik und warum sie relevant ist. Die Kriterien zur Erkennung von Scheinselbstständigkeit helfen Arbeitgebern, festzu­stellen, ob ein Auftragnehmer wirklich selbst­ständig ist. Außerdem werden die möglichen Strafen bei Scheinselbstständigkeit aufge­zeigt und schließlich Maßnahmen vorge­stellt, mit denen Unternehmen diese Situation vermeiden können.

Scheinselbstständigkeit: Definition und Bedeutung

Unter Scheinselbstständigkeit versteht man eine Beschäftigungsform, bei der der vermeintlich Selbstständige eigentlich alle Merkmale eines Arbeitnehmers erfüllt. Diese Konstellation kann für den Auftraggeber zu erheb­lichen Nachzahlungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen und zu empfind­lichen Strafen führen. Für den Auftragnehmer kann es bedeuten, dass ihm Leistungen der Sozialversicherung vorent­halten werden, die ihm als Arbeitnehmer zustehen würden. Ein wesent­licher Unterschied zwischen Selbstständigen und Arbeitnehmern ist das unter­neh­me­rische Risiko. Ein Selbstständiger trägt dieses Risiko, indem er beispiels­weise eigene Investitionen tätigt, mehrere Auftraggeber hat und eigen­ständig über seine Arbeitsweise entscheidet. Bei einer Scheinselbstständigkeit ist dies nicht der Fall – der vermeintlich Selbstständige ist in die Arbeitsorganisation des Auftraggebers einge­bunden und unter­liegt dessen Weisungen. Dies kann besonders im Bereich des IT-Recruitings kritisch werden, da hier oft externe Fachkräfte einge­setzt werden, deren Status genau geprüft werden muss. 

Kriterien zur Erkennung von Scheinselbstständigkeit

Um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden, müssen Arbeitgeber und Auftragnehmer verschiedene Kriterien prüfen, die auf eine solche Konstellation hinweisen könnten. Die folgenden Punkte sind besonders wichtig: 

  • Weisungsgebundenheit: Selbstständige sind in der Regel nicht an Weisungen gebunden. Wenn der Auftraggeber jedoch den Arbeitsort, die Arbeitszeit und die Art und Weise der Aufgabenerledigung vorgibt, deutet dies auf eine Scheinselbstständigkeit hin.
  • Eingliederung in die Arbeitsorganisation: Scheinselbstständige sind oft wie festan­ge­stellte Mitarbeiter vollständig in den Betrieb einge­gliedert, etwa durch die Nutzung derselben Arbeitsmittel oder die Teilnahme an internen Meetings.
  • Fehlendes unter­neh­me­ri­sches Risiko: Ein echter Selbstständiger trägt ein wirtschaft­liches Risiko. Wenn der vermeintlich Selbstständige jedoch keinerlei Investitionen tätigt oder nur für einen Auftraggeber tätig ist, besteht das Risiko der Scheinselbstständigkeit.
  • Keine freie Zeiteinteilung: Selbstständige arbeiten in der Regel flexibel. Wenn der Auftragnehmer jedoch feste Arbeitszeiten einhalten muss, spricht dies ebenfalls für ein abhän­giges Beschäftigungsverhältnis.
  • Nur ein Auftraggeber: Selbstständige haben in der Regel mehrere Auftraggeber. Eine Scheinselbstständigkeit liegt nahe, wenn eine Person überwiegend oder ausschließlich für einen Auftraggeber tätig ist.

Diese Kriterien sollten sorgfältig geprüft werden, um recht­liche und finan­zielle Risiken zu minimieren. Auch durch den Einsatz von Tools wie Data-Driven Recruiting kann der Auswahlprozess optimiert werden, um sicher­zu­stellen, dass externe Fachkräfte rechtlich korrekt einge­bunden werden.

Tipps um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden
Tipps um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden

Strafen bei Scheinselbstständigkeit

Die Konsequenzen einer festge­stellten Scheinselbstständigkeit können für Arbeitgeber erheblich sein. Einer der größten finan­zi­ellen Belastungen entsteht durch die Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen. Der Arbeitgeber muss rückwirkend für bis zu vier Jahre die gesamten nicht gezahlten Beiträge zur Renten‑, Kranken‑, Pflege- und Arbeitslosenversicherung übernehmen. Dies kann je nach Größe des Unternehmens und Anzahl der betrof­fenen Personen eine erheb­liche Summe sein. Zusätzlich zu den Nachzahlungen können Bußgelder verhängt werden, insbe­sondere dann, wenn der Verdacht besteht, dass die Scheinselbstständigkeit vorsätzlich herbei­ge­führt wurde. In schwer­wie­genden Fällen, bei denen der Verdacht auf Sozialversicherungsbetrug oder Steuerhinterziehung besteht, drohen sogar straf­recht­liche Konsequenzen, die zu Ermittlungen und mögli­cher­weise Anklagen führen können. Diese recht­lichen und finan­zi­ellen Risiken machen es für Arbeitgeber unerlässlich, genau zu prüfen, ob die Beschäftigungsverhältnisse im Unternehmen den recht­lichen Vorgaben entsprechen. 

Scheinselbstständigkeit vermeiden

Um das Risiko der Scheinselbstständigkeit zu minimieren, sollten Arbeitgeber und Auftragnehmer einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die vertrag­liche Gestaltung. Im Vertrag sollte eindeutig festgelegt sein, dass der Auftragnehmer eigen­ver­ant­wortlich handelt und unter­neh­me­risch tätig ist. Verträge sollten keine Regelungen enthalten, die auf ein abhän­giges Arbeitsverhältnis hindeuten, wie etwa feste Arbeitszeiten oder Weisungsgebundenheit. Zudem sollten Selbstständige stets darauf achten, mehrere Auftraggeber zu haben, da dies ein starkes Indiz für echte Selbstständigkeit ist. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die freie Zeiteinteilung des Auftragnehmers. Selbstständige sollten in der Lage sein, ihre Arbeitszeiten und ‑methoden selbst zu bestimmen, ohne an strikte Vorgaben gebunden zu sein. Unternehmen sollten regel­mäßig die Kriterien überprüfen, die eine Scheinselbstständigkeit kennzeichnen, und sicher­stellen, dass ihre freien Mitarbeiter diese erfüllen. Eine regel­mäßige Überprüfung der Vertragsverhältnisse kann dazu beitragen, das Risiko von Strafen und recht­lichen Problemen zu reduzieren. 

Fazit

Scheinselbstständigkeit ist ein ernstes Thema, das sowohl für Auftraggeber als auch Auftragnehmer recht­liche und finan­zielle Risiken birgt. Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Vertragsverhältnisse den gesetz­lichen Anforderungen entsprechen und regel­mäßig überprüft werden. Durch die Einhaltung der oben genannten Kriterien und Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Scheinselbstständigkeit deutlich reduzieren. Arbeitgeber, die diesbe­züglich unsicher sind, sollten eine recht­liche Beratung in Anspruch nehmen, um poten­zielle Strafen zu vermeiden. 

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